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Connexio Mission Talk: Kirchesein vernetzt mit anderen

Am ersten «Connexio Mission Talk» am Abend des 2. Dezembesr ging es um die Arbeit der EMK in Rumänien. Auch der überraschende Ausgang des ersten Wahlgangs der Präsidentschaftswahlen war ein wichtiges Thema des Gesprächs.
 
Urs Schweizer, Assistent des für die Länder in Mittel- und Südeuropa zuständigen Bischofs Stefan Zürcher, hatte als Host des ersten «Connexio Mission Talk» am 2. Dezember 2024 eingeladen. Er ist zugleich für Connexio develop und Connexio hope, die Hilfswerke der EMK in der Schweiz, Verbindungsperson für die Arbeit im östlichen Mitteleuropa und auf dem Balkan.
 
Als Gäste des Zoom-Meetings waren Sarah Putman und Rares Calugar aus Rumänien mit dabei. Die US-Amerikanerin Sarah Putman arbeitet als Missionsmitarbeiterin in der EMK in Rumänien und koordiniert unter anderem die Arbeit für die ukrainischen Flüchtlinge. Rares Calugar ist Pfarrer und Superintendent der EMK in Rumänien.
 
Zahlenmässig ist die EMK in Rumänien klein. Die kirchliche Arbeit wird getragen durch Kirchgemeinden in Cluj-Napoca, Micești, Comșești und Sibiu sowie seit Kurzem durch mehrere Kirchgemeinden mit ungarischsprachigen Roma an der Grenze zum westlichen Nachbarland.
 
«Wir sind keine anerkannte Kirche in Rumänien», sagte Rares Calugar im Gespräch. Rechtlich sei die EMK in Rumänien eine Nichtregierungsorganisation. «Nur die Kirchen, die bereits vor 1989 da waren, sind anerkannt.» Die EMK sei jedoch erst 2011 entstanden.
 
Sein Ziel sei es daher auch, die Zahl von 300 Kirchengliedern zu erreichen. Dann könne die Kirche als religiöse Gemeinschaft anerkannt werden. «Ich hoffe, dass wir Ende des kommenden Jahres soweit sein werden. Dann können wir das Geistliche rechtlich vom Sozialen trennen und eine entsprechende Struktur für die Kirche entwickeln.»
 
Gemessen an der Anzahl der zu ihr gehörenden Menschen ist das Engagement der EMK enorm gross. Wirksam sind die Methodistinnen und Methodisten in Rumänien vor allem dadurch, dass sie sich ohne Berührungsängste mit anderen Organisationen und Kirchen vernetzen. «Wir arbeiten auch mit solchen zusammen, die nicht so denken wie wir. Manche identifizieren sich nicht als Christinnen und Christen. Aber sie tun gute Dinge», sagte Rares Calugar.
 
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim «Connexio Mission Talk» bekamen einen kleinen Einblick in das weit gespannte Netzwerk. «Wir haben viele Beziehungen zu anderen Kirchen, aber auch zu anderen NGOs», sagte Sarah Putman. «Wir verbinden uns mit Leuten, die sich in unterschiedlichen Diensten spezialisieren.»
 
Die Methodistinnen und Methodisten arbeiten zum Beispiel mit einer Organisation zusammen, die Frauen begleitet, die zu einer Krebsbehandlung nach Cluj-Napoca kommen. Sie engagieren sich für Waisen, bieten Hilfe bei der Traumabewältigung an, sind unter den Roma aktiv. Und sie unterstützen auf vielseitige Weise ukrainische Flüchtlinge.
 
Zu ihrem Netzwerk gehören medizinische, psychologische und pädagogische Fachpersonen. Für ihre Arbeit beantragen sie Gelder bei der EU und der UN. Doch nicht zuletzt für die Arbeit mit den aus der Ukraine zu ihnen gekommenen Menschen ist das methodistische Netzwerk von entscheidender Bedeutung.
 
«In Rumänien findet man keine Unterstützung mehr für die Arbeit mit Menschen aus der Ukraine», sagte Rares Calugar im Gespräch. Das Geld hierfür komme von ausserhalb. Rund 70% der nötigen Finanzmittel stamme aus der EMK. «Auch deshalb bin ich so stolz, Teil dieses methodistischen Netzwerks zu sein.»
 
Der Krieg in der Ukraine und die Arbeit mit den aus der Ukraine nach Rumäniein geflüchteten Menschen kam im «Connexio Mission Talk» ausführlicher zur Sprache. «Die Bedürfnisse der Ukrainerinnen und Ukrainer haben sich stark geändert», berichtete Sarah Putman. Ursprünglich seien die Grundbedürfnisse wie Essen, Kleider, Unterkunft im Vordergrund gestanden. «Wir halfen ihnen zu bekommen, was sie brauchten, oder dahin zu gehen, wohin sie wollten.»
 
Doch inzwischen dauert der Krieg über 1000 Tage lang an. «Nun fragen sich die Leute immer mehr: ‹Was, wenn ich immer hier bleiben muss?›» Daher gehe es jetzt darum, die Sprache zu lernen, einen Job zu finden oder eine Wohnung. «Sie müssen jetzt in Rumänien eine neue Existenz aufbauen», ergänzte Rares Calugar. «Wir unterstützen sie darin, selbständig zu werden und von uns unabhängig.»
 
«Wie wird das Ergebnis der Präsidentschaftswahl die Arbeit der EMK in Rumänien beeinflussen?», fragte Urs Schweizer. «Im Moment ist alles sehr verwirrend und beängstigend», antwortete Rares Calugar. Es sei nicht abzuschätzen, wer die Stichwahl gewinne. Auch welche Koalition sich bilden werde, um das Land künftig zu regieren, sei noch völlig unklar.
 
Als «Alptraum» bezeichnete Rares Calugar die Möglichkeit, dass ein Gesetz ähnlich wie in Georgien auf den Weg gebracht würde, das es verböte, Gelder aus dem Ausland anzunehmen. «Wir könnten nicht mehr mit Organisationen aus der EU in Verbindung sein und die Möglichkeiten nutzen, die wir jetzt haben.»
 
Zugleich räumte er ein: «Das sind die extremen Varianten. Ich denke und hoffe jedoch, dass das nicht eintreffen wird.» Doch im Moment sei alles offen. «Diese Woche ist wirklich sehr entscheidend für uns. Betet für uns, dass Gott hier wirkt in all diesen Fragen!»
 
Der erste «Connexio Mission Talk» vermittelte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Einblicke in eine glaubwürdige und ermutigende kirchliche Arbeit. Herausforderungen und vor allem die durch die politische Situation ausgelöste Verunsicherung waren ebenso greifbar. Zu hören, wie die EMK in Rumänien mit anderen zusammen Kirche ist und so nahe an den brennenden Herausforderungen ihrer Gesellschaft lebt, war inspirierend.
 
Autor: Sigmar Friedrich, Zürioch
Foto (Screenshots): Urs Schweizer (r.) im Gespräch mit Sarah Putman und Rares Calugar