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Erkennen und tun, was möglich ist

Wie sind die vergleichsweise jungen EMK-Gemeinden in Albanien durch das zweite Jahr der Covid-Pandemie gekommen? Offenen Augen bleiben die Herausforderungen nicht verborgen, mit denen die Kirche konfrontiert ist. Aber da ist auch sehr viel Ermutigendes und Hoffnungsvolles, das es zu entdecken gilt.
 
Am auffälligsten zeigt sich die positive Entwicklung der EMK in Albanien wohl in der Statistik. Zwar verloren auch die EMK-Gemeinden Männer und Frauen, die aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen ins Ausland abwanderten. Erfreulicherweise konnten im vergangenen Jahr aber in allen sechs Gemeinden Menschen unterschiedlicher Generationen getauft und als Bekennende Glieder der EMK aufgenommen werden – am meisten davon in Pogradec und in Buzaishtë. Insgesamt wuchs die Zahl der Bekennenden Glieder innerhalb eines Jahres von 195 auf 239 an.
 
Berichte aus den Gemeinden sind denn auch angesichts dessen, was trotz manchmal schwieriger Rahmenbedingungen getan werden kann, von Dankbarkeit und Hoffnung geprägt. Natürlich gäbe es auch zu erzählen, was nicht mehr oder vielleicht auch noch nicht möglich ist. Von einschränkenden Covid-Massnahmen und teils schweren und langwierigen Covid-Erkrankungen beispielsweise. Oder vom Taschen-Nähprojekt in Pogradec, das nach einer bedeutsamen Zeit segensreichen Bestehens eingestellt werden musste. Von der bisher noch nicht von Erfolg gekrönten Suche nach einem Grundstück für ein neues Zuhause der aus den Nähten platzenden Gemeinde von Elbasan. Oder vom Gefühl, dem Erreichen der Vision von einer grösseren Investition zur Erzielung eines regelmässigen Einkommens und damit zur Senkung der Auslandsabhängigkeit keinen Schritt näher gekommen zu sein.
 
Doch da sind eben auch erfreulich viele junge und ältere Menschen, die mit Christus unterwegs sein, lernen, wachsen, sich einbringen, Verantwortung übernehmen möchten. Da sind Menschen, die Gemeinschaft suchen – mit Gott und mit anderen Menschen: in Gottesdiensten und Bibelstunden, aber auch in spontanen Begegnungen.
 
Da sind eine Vielzahl regelmässiger Angebote und Anlässe in allen Gemeinden, die auf positive Resonanz stossen: Musik- und Sprachkurse, Sonntagschule für Kinder und Teenager, sportliche Aktivitäten, Frauen- und Männergruppen. Sie wurden im vergangenen Jahr ergänzt durch Seminare für Predigthelferinnen und -helfer sowie für Mitarbeitende in der Arbeit mit Kindern. Nicht unerwähnt bleiben dürfen in diesem Zusammenhang natürlich auch die verschiedenen Camps für Kinder, junge Erwachsene und Angehörige aller Generationen, die 2021 stattfinden konnten – zwar nicht so gross wie in Vor-Corona-Zeiten, aber immerhin. Camps, die Freude weckten, Hoffnung stärkten und Vertrauen vertieften.
 
Ein besonderer Anlass war auch die Feier im November 2021 zum erfolgreichen Abschluss des Theologie-Studiums, das die beiden Pastoren Gjergj Luskha und Florian Cela während der letzten Jahre im Rahmen eines Programms der Kirche des Nazareners absolviert hatten.
 
Und da ist schliesslich auch der Wunsch, «Kirche für andere» zu sein, gesellschaftlich relevant, den Menschen ausserhalb der Gemeinden und ihren Bedürfnissen zugewandt. Das Diakoniezentrum in Pogradec für ältere Menschen und Personen mit einer Behinderung ist ein Ausdruck dieses Wunsches – genauso wie die Frühförderung von Kindern mit einer Behinderung in Tirana und die damit verbundene Unterstützung der Eltern.
 
Die EMK in Albanien wird unter der Leitung von Superintendent Wilfried Nausner und dessen Frau Jean auch im Jahr 2022 das zu erkennen und zu tun versuchen, was möglich ist – und sich nicht von Türen entmutigen zu lassen, die sich vorübergehend oder für immer geschlossen haben.
 
Quelle: Urs Schweizer, Assistent des Bischofs, Zürich