Aussergewöhnliche Hilfsaktionen und alltägliches Miteinander: Der Einsatz der Methodistinnen und Methodisten für Flüchtlinge in der und aus der Ukraine folgt keinem Schema. Möglich machen ihn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort – Sowie Spenderinnen und Spender weltweit.
«Vorräte, Transporte, Vorbereitungen… So sehen viele Tage in der Kirche aus», schreiben die Verantwortlichen der EMK in Kielce (Polen) auf Facebook. Der Alltag ist geprägt durch unterschiedliche Formen der Hilfe für Leute, die in der oder aus der Ukraine geflüchtet sind. Die Methodistinnen und Methodisten in Kielce unterstützen lokale Projekte, etwa eine Unterkunft für Flüchtlinge in der Stadt. Und sie bringen Hilfsgüter über die Grenze in die Ukraine.
Am Wochenende vom 21./22. Mai soll «bereits die vierte Lieferung in die Ukraine» erfolgen, schreiben die Verantwortlichen – und korrigieren sich: «…oder vielleicht erst die vierte? Denn der Bedarf ist viel, viel grösser…» Eine Herausforderung, die die Kirchgemeinde allein nie bewältigen könnte. Darum rufen sie zu Geld- und Sachspenden auf: «Schuhe, Flip-Flops, Unterwäsche, T-Shirts, … Hygiene- und Lebensmittelprodukte».
Die Not ist gross. Das zeigt beispielhaft, was Anca Beu von der methodistischen EMK-gemeinde in Cluj-Napoca (Rumänien) erzählt. Ein Hilferuf aus einer Ortschaft in der Nähe von Odessa hatte sie erreicht. Die russischen Streitkräfte hatten den Ort eine Zeitlang besetzt. Als die Truppen abzogen, sei die Infrastruktur zerstört gewesen. «Der Ort wurde ohne Lebensmittel und ohne die Möglichkeit zu kochen (kein Gas, kein Strom) zurückgelassen.» Prekär war die Situation bereits für Erwachsene. Noch viel bedrohlicher sei die Lage jedoch für Säuglinge und Kleinkinder gewesen, «die speziell gekochtes Essen brauchen».
Hilfsgüter dorthin zu bringen, war nicht ungefährlich. Anca Beu erzählt: «Die Lebensmittel wurden in ein nahegelegenes Dorf gebracht. Von dort aus wurde sie in kleinen Säcken transportiert, damit nicht auffällt, dass humanitäre Hilfe in diese von den Russen angegriffene Ortschaft geht.» Schlussendlich kamen die Hilfsgüter an ihrem Bestimmungsort an.
Eine andere Hilfslieferung der Methodistinnen und Methodisten in Rumänien ging an eine Gemeinschaft von Roma in der Ukraine, die nichts mehr zu essen hatten. «Wir schicken Vorräte für 100 Personen, die ihnen für einige Wochen helfen werden», berichten die Verantwortlichen in einem Facebook-Post.
Doch oft ist die Hilfe für die Menschen in der und aus der Ukraine viel weniger spektakulär. Monika Zuber, methodistische Pfarrerin aus Elk in Polen schreibt, dass sie immer wieder nach ihrem Leben mit den Flüchtlingen gefragt werde. «Ich antworte, dass es ganz normal, ganz gewöhnlich aussieht.» Ein alltägliches Mit- und Nebeneinander sei in den vergangenen zwei Monaten seit Kriegsbeginn entstanden. «Wir nennen sie nicht Flüchtlinge, nur Gäste. Wir beten gemeinsam für ein schnelles Ende des Krieges und bauen uns einen gemeinsamen Alltag auf.»
Sie hätten nicht den Eindruck, dass sie etwas Besonderes tun, schreibt Monika Zuber weiter. «Wir haben einfach Gäste, die eine Unterkunft suchen». In Anspielung auf den Claim der weltweiten EMK – «Open hearts. Open minds. Open doors.» – sagt sie: «Offene Türen zu haben, gehört schliesslich zu unserem Ruf als Methodisten.»
Immer wieder bringen die Verantwortlichen in den direkt oder indirekt an die Ukraine angrenzenden Ländern ihre Dankbarkeit zum Ausdruck dafür, dass Menschen aus vielen Ländern mit ihren Gaben und Gebeten ihre Arbeit unterstützen und ermöglichen. «Ihre Grosszügigkeit ist eine zusätzliche Hand und ein weiteres Herz, mit dem wir mehr Menschen umarmen können», schreibt Monika Zuber stellvertretend für andere. «Vielen Dank für diese Solidarität, die offenen Herzen und das grosse Einfühlungsvermögen.»
Quelle: Sigmar Friedrich, Zürich