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Vom Vertrauen, das sich in Taten bewährt

Vom 27. bis 30. Juni 2024 fand in Ostroda die 103. ordentliche Tagung der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Polen statt.
 
«Herr, lehre mich glauben!» – unter diesem Motto stand die Polnischen Jährliche Konferenz 2024, zu der die Mitglieder und Gäste nach Ostroda in die wunderschönen Masuren eingeladen waren. Der leitende Superintendent Andrzej Malicki schrieb in seinem Bericht zu diesem Motto: «Der Glaube ist mehr als eine rein rationale Anerkennung, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der gestorben ist, um uns von unseren Sünden zu reinigen. Wahrer Glaube ist ein Vertrauen, das sich in Taten bewährt.» Aus diesem Vertrauen heraus setzte sich die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) in Polen auch im vergangenen Konferenzjahr auf vielfältige Weise tatkräftig für das Wohl anderer und für die Einladung zum Glauben ein, etwa an den Tagen der Erneuerung, an denen einmal mehr einige hundert Menschen teilnahmen. – Im kommenden August wird dieser Anlass erneut durchgeführt, wofür als Hauptreferent Adam Hamilton, Pfarrer einer der grössten EMK-Gemeinden in den USA, gewonnen werden konnte. Auch Camps für Kinder und Jugendliche sowie Retraiten und Treffen für Frauen und Männer werden jedes Jahr angeboten, um miteinander den Weg der Nachfolge kennenzulernen und Schritte darauf einzuüben.
 
Mit gut 40 Gemeinden und einigen weiteren Predigtorten, 2200 sich zur Kirche zählenden Menschen und 23 aktiven Pfarrpersonen ist die EMK in Polen zweitgrösster Teil der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa (nach der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika). Dass am Abschlusssonntag zwar ein Pastor in den Ruhestand verabschiedet, aber niemand ordiniert oder neu mit dem pastoralen Dienst beauftragt werden konnte, zeigt allerdings, dass die EMK auch in Polen unter dem Nachwuchs- und Mitarbeitermangel leidet.
 
Sehr aktiv ist die Kirche in der Ökumene. Der Polnische Ökumenische Rat, der sieben nicht römisch-katholische, aber vom Staat anerkannte Kirchen vereinigt, wird zurzeit vom leitenden methodistischen Superintendenten Andrzej Malicki präsidiert. Ein Höhepunkt für ihn war im vergangenen Konferenzjahr die Teilnahme am Neujahrstreffen im Präsidentenpalast und an der Einsetzung der neuen Regierung.
 
Eine grosse Herausforderung, die mehrfach zu längeren Diskussionen führte, sind die Finanzen und der Unterhalt der Liegenschaften - teilweise grosse Kirchen wie zum Beispiel auch das sehr eindrückliche Gebäude in Ostroda im neugotischen Stil mit 1500 Plätzen! Sich verändernde finanzielle Rahmenbedingungen und staatliche Vorgaben führen zu immer schwierigeren Verhältnissen hinsichtlich der Gehälterzahlungen und des Gebäudeunterhalts. Der Kirchenvorstand und die Gemeinden sind gefordert, auch neue Geldquellen zu erschliessen. Spürbar war die Dankbarkeit für die Unterstützung durch Connexio und den Fonds Mission in Europe.
 
Zu einer kontroversen, aber respektvollen Diskussion führten auch die Ergebnisse der im Frühjahr 2024 durchgeführten Generalkonferenz. Die staatliche Gesetzgebung erlaubt gleichgeschlechtliche Eheschliessungen in Polen nicht. Aber auch wenn sich unsere Kirche zum traditionellen Eheverständnis bekennt, so waren durchaus Nuancen und Unterschiede in den Wortmeldungen und Kommentaren herauszuhören. Unumstritten ist der Wille, auch in Zukunft Teil der weltweiten United Methodist Church zu bleiben. Ausdruck davon war etwa die einstimmige Annahme der Berichte der beiden Delegierten an die Generalkonferenz.
 
Die Jährliche Konferenz wurde am Sonntag mit einem vielfältigen Gottesdienst, der auch unter dem Motto der diesjährigen Tagung stand, abgeschlossen. Bischof Stefan Zürcher sagte, auf Abraham Bezug nehmend: «Der Glaube ist lebendig, wo er in Bewegung ist, und dort gefährdet, wo er stillsteht und sich festsetzt. Man kann nicht im Sitzen glauben. Man glaubt mit den Füssen oder man glaubt nicht.» Die Kirche, auch unsere Kirche, ist wie Abraham herausgefordert, sich aufzumachen, in neues Land aufzubrechen. Dieser Aufbruch ist mit der Zusage verbunden, Segen für andere zu sein.
 
Quelle: Bischof Stefan Zürcher, Zürich
Foto: Konzert während der JK 2024 in der EMK Ostroda