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Wenn das Trinkwasser zur Gefahr wird

Vor wenigen Tagen hat eine Warnung den Betrieb des Miss Stone-Zentrums in Strumica (Nordmazedonien) gründlich erschwert.
 
Eigentlich gab es in Strumica (Nordmazedonien) immer das beste Trinkwasser der Gegend. Das ist ein Geschenk – auch für das Miss Stone-Zentrum, ein selbständiges Werk der Evangelisch-methodistischen Kirche. Rund 250 Mahlzeiten werden dort jeden Tag zubereitet und anschliessend an bedürftige Menschen verteilt – 200 davon in Strumica, weitere 50 in der nahe gelegenen Kleinstadt Radovish. Um diese Mahlzeiten zu kochen, werden gut und gerne 350 bis 500 Liter Wasser pro Tag gebraucht.
 
Als in der ersten Jahreshälfte die Küche des Zentrums erneuert wurde, war festgestellt worden, dass die Trinkwasserleitungen stark korrodiert waren und dringend ersetzt werden mussten. Um nicht den Betrieb des Zentrums vorübergehend einstellen und auf die Auslieferung von Mahlzeiten verzichten zu müssen, waren die gesamten Arbeiten an einem Wochenende, das durch einen staatlichen Feiertag verlängert worden war, erledigt worden.
 
Das gewaltige Engagement der Verantwortlichen und der Mitarbeitenden des Zentrums lohnte sich: Nun strömte das Trinkwasser aus sauberen, neuen Leitungen. Allerdings nicht für lange – denn plötzlich kam eine dringende Warnung der Stadtverwaltung, das Trinkwasser in ganz Strumica sei kontaminiert – mit Bakterien, Viren und Mangan.
 
Die Gründe für diese Verschmutzung sind unklar. Sind es Filter, die uralt sind und nie vorschriftsgemäss ersetzt wurden? Ist es der heisse Sommer ohne Niederschläge, der dem Stausee, aus dem das Trinkwasser kommt, arg zugesetzt hat? Und während Verwaltung und Politik einander gegenseitig die Schuld für die Misere zuschieben, haben die Leute in Strumica kein sauberes Trinkwasser.
 
Inzwischen sind zwar entsprechende Tanks in der Stadt aufgestellt worden – und viele Einwohnerinnen und Einwohner müssen sich mit gekauftem, abgefülltem Trinkwasser versorgen. Ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin des Miss Stone-Zentrums muss nun aber täglich ausserhalb der Stadt die 350 bis 500 Liter holen – von einer Quelle. Je nach Anzahl der Menschen, die ebenfalls dort Wasser holen, kostet das schnell einmal zwei Stunden wertvolle Arbeitszeit.
 
Aber es ist elementar wichtig. Denn die Verantwortlichen des Zentrums wollen den bedürftigen Menschen nicht nur Zuwendung schenken und Hoffnung, sondern sie wollen ihnen ganz einfach auch eine qualitativ hochwertige Mahlzeit anbieten. Ein Zeichen gelebter Nächstenliebe, das nährt und Kraft für den nächsten Schritt verleiht.
 
Quellen: Martin Konev / Christina Cekov, Strumica (Nordmazedonien)
 
Foto: Martin Konev vom Miss Stone-Zentrum füllt Flaschen mit Trinkwasser ab



Update vom 16. Oktober 2024
 
(Fast) täglich kommt die Feuerwehr
Nach wie vor konnte die Verunreinigung des Trinkwassers nicht beseitigt werden. Zusätzlich stellte sich erschwerend heraus, dass auch das Quellwasser mit Bakterien verunreinigt ist. Auch dieses darf daher nicht mehr als Trinkwasser genutzt werden. 
Die Verantwortlichen des Miss-Stone-Zentrums konnten jedoch einen grossen Wassertank organisieren und in der Garage des Zentrums unterstellen. Jetzt kommt täglich die Feuerwehr mit einem Fahrzeug. Sie füllt den Tank mit sauberem Wasser. «Gott sei Dank haben wir jetzt weniger Arbeit mit dem Wasser», schreibt Martin Konev, Leiter des Miss Stone-Zentrums, erleichtert in einer E-Mail.