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Wenn Verunsicherung neuem Glaubensmut weicht

Die Evangelisch-methodistische Kirche in Nordafrika erlebt schwierige Zeiten. Immer wieder werden aber auch Zeichen der Hoffnung sichtbar.
 
Vom 24. bis 25. April 2023 trafen sich in Tunis (Tunesien) die aktiven Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) in Algerien sowie eine Vertreterin der Gemeinde in Alger mit den beiden Bischöfen Patrick Streiff und Stefan Zürcher sowie mit Distriktsvorsteher Freddy Nzambe aus Tunis. Tunis wurde als Tagungsort gewählt, weil es für die beiden Bischöfe aus der Schweiz noch immer nicht möglich war, ein Visum für Algerien zu erhalten.
 
Eine besondere Freude war, dass drei Pfarrer aus Algerien anreisten, die an der kommenden Tagung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika offiziell in den Dienst der EMK eintreten wollen. Das Sich-Kennenlernen war denn auch ein wichtiger Teil des Treffens – nicht nur bei der Vorstellung, sondern auch bei den gemeinsamen Essen und in den Pausen. An der «Nordafrika-Plattform» unmittelbar vor der im Juni 2023 stattfindenden Tagung der Jährlichen Konferenz wird Gelegenheit sein, sich intensiver mit der konkreten Arbeit der EMK-Gemeinden in Nordafrika zu befassen. Deshalb war in Tunis genügend Zeit, um persönliche Geschichten aus Leben und Glauben miteinander zu teilen. Eindrücklich und ermutigend ist, mit welcher Leidenschaft alle ihren Dienst unter schwierigsten Bedingungen tun. So wurden die meisten Versammlungsorte von den Behörden geschlossen, und die Zukunft ist unsicher.
 
Weiter bot das Treffen eine gute Gelegenheit, den neuen Pfarrern einen Überblick über die konnexionalen Strukturen unserer Kirche zu geben und sie mit dem Amtsverständnis und der Einbindung der Pfarrpersonen in die Dienstgemeinschaft der Jährlichen Konferenz vertraut zu machen. In diesem Zusammenhang wurden auch Fragen des Umgangs mit dem Thema Homosexualität in Nordafrika diskutiert. Der muslimische Kontext lässt, um die Mission der Kirche fruchtbringend zu leben, nur eine traditionelle Haltung zu. So unterzeichneten die anwesenden Pfarrer ein Dokument, das auf der Grundlage des Beschlusses der Zentralkonferenz vom letzten November festhält, dass in Tunesien und Algerien auch in Zukunft die in der Kirchenordnung von 2016 formulierte traditionelle Haltung gelten soll. Dieses Dokument ist gleichzeitig Ausdruck der Bereitschaft und des Willens, Teil der EMK zu bleiben, auch wenn die Generalkonferenz 2024 eine Öffnung ermöglichen sollte. Es macht sehr dankbar, zusammen mit den Geschwistern in Nordafrika auch in Zukunft Kirche sein zu können! Die gemeinsame Mission, wenn auch in sehr verschiedenen Kontexten, und vor allem die gemeinsame Ausrichtung auf Jesus Christus sind ein tragfähiges Fundament.
 
Diese gemeinsame Ausrichtung auf Christus gestalteten die Teilnehmenden in diesen zwei Tagen im persönlichen Austausch, in Besinnungen und Zeiten des Gebets. Mehrfach und ohne Absprache rückten dabei Begegnungen von Petrus mit Jesus in den Vordergrund. Diese Geschichten machen deutlich: Zweifel und Verunsicherung gehören zur Existenz der Kirche. Aber in der Begegnung mit Jesus Christus, der die Kirche in seinen Händen hält, finden sie ihre Grenze, und neuer Glaubensmut, aber auch Klugheit, wie sie unsere nordafrikanischen Geschwister ganz besonders benötigen, wachsen.
 
Quelle: Bischof Stefan Zürcher, Zürich (Schweiz)