Die EMK in Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei hilft Flüchtlingen auf beiden Seiten der Grenze. Dabei zeigen sich Chancen und Herausforderungen.
Noch immer öffnen Einzelpersonen und methodistische Kirchgemeinden in den Ländern, die direkt oder indirekt an die Ukraine grenzen, ihre Türen für Flüchtlinge, die eine Unterkunft suchen – entweder nur für ein paar Nächte oder mit einer längerfristigen Perspektive.
Für jene, die längere Zeit bleiben, werden hilfreiche Lösungen gesucht. In Rumänien etwa leben durch die Vermittlung der EMK elf Personen aus der Ukraine in einem orthodoxen Kloster. Einige Frauen und Kinder sind inzwischen in ein von der EMK angemietetes Haus in der Stadt Cluj-Napoca gezogen, wo sie gemeinsam leben können. In Tschechien unterstützt die EMK, wo immer möglich, Flüchtlinge darin, dass sie aus Langzeitunterkünften in Mietwohnungen umziehen und auf eigenen Füssen stehen können.
Wohnraum zu finden, ist allerdings nur eine wichtige Aufgabe. Ebenso bedeutungsvoll ist es, Flüchtlinge bei der Suche nach einer Arbeitsstelle zu unterstützen. Da in vielen Fällen die Mütter allein die Grenze überqueren, während die Ehemänner und Väter in der Ukraine bleiben, um ihr Land zu verteidigen, sei eine Tagesstätte für Kinder von Müttern, die eine Arbeit gefunden haben, von zentraler Bedeutung, betont Libuse Hajciarova von der EMK-Gemeinde in Jihlava (Tschechien). Das eröffne neue Möglichkeiten für die Kirchgemeinden, den Flüchtlingen sinnvoll zu helfen.
Neben der Arbeit mit den Flüchtlingen in den entsprechenden Ländern sind nach wie vor die zahlreichen Hilfstransporte in die Ukraine von grosser Bedeutung. Laut Luca Birtalan, Koordinatorin der methodistischen Arbeit mit ukrainischen Flüchtlingen in Ungarn, ist die Bevölkerungszahl in Transkarpatien (ganz im Westen der Ukraine) seit Kriegsbeginn um 30% gewachsen. Die Not unter den Binnenvertriebenen ist gross. Die Hilfslieferungen, die Helferinnen und Helfer der EMK in Polen, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Rumänien unter anderem in dieses Gebiet organisieren, suchen dem zu begegnen.
Die Verantwortlichen für die Transporte bemühen sich, nicht einfach das zu verladen, was sie haben und nicht mehr brauchen können oder was sie vielleicht als Sachspenden erhalten haben. Vielmehr versuchen sie, das zu schicken, worum die Empfängerinnen und Empfänger in der Ukraine sie bitten, und so den Bedürfnissen der Menschen, die unter sehr schwierigen Umständen leben, wirklich gerecht zu werden.
Rares Calugar, Superintendent der EMK in Rumänien, berichtet, dass bis jetzt aus seinem Land 14 Lieferungen an verschiedene Orte in der Ukraine organisiert wurden. Güter im Gesamtwert von über 100 000 CHF seien auf diese Weise weitergegeben worden. Einige Hilfslieferungen wurden bis zu ihrem Bestimmungsort gebracht. Andere wurden von Personen aus der Ukraine an vereinbarten Treffpunkten abgeholt und anschliessend weiter an die Bestimmungsorte transportiert.
Sehr hilfreich ist für diese Arbeit das gute Netzwerk methodistischer Kirchgemeinden in den verschiedenen Ländern. Im Umkreis von weniger als 100 km befinden sich mehrere Gemeinden der EMK in der Slowakei, in Ungarn und in der Ukraine.
Immer mehr der Flüchtlinge besuchen laut Jana Krizova, Koordinatorin der methodistischen Arbeit mit Flüchtlingen in Tschechien, Anlässe von Kirchgemeinden ihrer Gastländer. «Diese Menschen suchen zunehmend nach Gemeinschaft», sagt sie. Sarah Putman, US-amerikanische Mitarbeiterin in Rumänien, beurteilt das ähnlich: «Die EMK kann eine ganzheitlichere Betreuung anbieten als andere Nichtregierungsorganisationen. Sie kann sich auch um die spirituellen Bedürfnisse der Menschen kümmern.»
Die ukrainischen «Gäste» sind dankbar für das, was sie bekommen. Doch der Schmerz über die verheerenden Folgen des Krieges taucht oft ganz unvermittelt in ihrem Alltag auf. «Obwohl es ihnen hier gefällt, denken sie beim Anblick der Landschaft in der Frühlingssonne daran, wie es wäre, wenn in ihrem Land kein Krieg herrschen würde. Wie es wäre, zu Hause bei ihren Lieben zu sein…», schreiben etwa Verantwortliche eines methodistischen Erholungshauses in Vojnuv Mestec (Tschechien), in dem Flüchtlingsfamilien untergebracht sind, über ihre Beobachtung.
Die Verantwortlichen der EMK setzen ihre Arbeit für Flüchtlinge fort – als Antwort auf die aktuellen Bedürfnisse, aber auch zunehmend mit einer längerfristigen Perspektive, um die Arbeit nachhaltig zu gestalten.
Quelle: Sigmar Friedrich / Urs Schweizer, Zürich