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Gleichzeitig einen Sprint und einen Marathon absolvieren

Angesichts der Folgen des Krieges in der Ukraine sind Methodistinnen und Methodisten in dem vom Krieg zerrissenen Land selbst wie auch in den Nachbarländern gefordert, beides zu tun - auf die unmittelbaren Bedürfnisse zu reagieren und Visionen für eine längerfristige Hilfe zu entwickeln.
 
Methodistinnen und Methodisten in den Ländern, die direkt oder indirekt an die Ukraine angrenzen, versorgen die Flüchtlinge aus der Ukraine weiterhin mit Nothilfe: mit Unterkunft, Nahrung, seelsorgerischer Betreuung, Unterstützung besonderer Einrichtungen für Menschen aus der Ukraine, Hilfe bei der Weiterreise Richtung Westen, usw. Auch die humanitären Hilfstransporte aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien nach Transkarpatien (im westlichen Teil der Ukraine) gehen weiter. Sie sind eine wichtige Unterstützung für die Glaubensgeschwister in der Ukraine, die versuchen, den Binnenflüchtlingen zu helfen – und ausserdem beispielsweise auch einem Kinderkrankenhaus.
 
Nicht selten werden die Helferinnen und Helfer dabei mit Hindernissen konfrontiert. Zum Beispiel, wenn es immer schwieriger wird, Gas/Diesel zu kaufen, wie Yulia Starodubets aus der Ukraine kürzlich sagte. Oder wenn Binnenflüchtlinge, die in Schulgebäuden in Transkarpatien Zuflucht gefunden haben, diese verlassen müssen, weil die Schulen wieder für den Zweck genutzt werden, für den sie ursprünglich gebaut wurden. Und wenn sie dies früher als erwartet tun müssen, weil von den zuständigen Stellen empfohlen wurde, den Beginn des neuen Schuljahres vorzuverlegen. Dies ermöglicht eine längere Pause im Winter, wenn die Räume geheizt werden müssen und Heizmaterial möglicherweise nicht zur Verfügung stehen wird.
 
Die mittelfristigen Hilfsmassnahmen in den direkten oder indirekten Nachbarländern der Ukraine werden ebenfalls fortgesetzt. Dazu gehört die Bereitstellung von Unterkünften für diejenigen, die dauerhaft und nicht nur für ein paar Nächte bleiben wollen. Oder die Unterstützung beim Erlernen der Sprache des Gastlandes. Und es ist immer eine Freude, wenn Menschen geholfen werden kann, einen Arbeitsplatz zu finden, wie Luca Birtalan, Koordinatorin der Arbeit für Flüchtlinge in Ungarn, betonte. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit.
 
Neben der Umsetzung kurz- und mittelfristiger Massnahmen überlegen die Verantwortlichen in der Ukraine und in Nachbarländern jedoch auch, wie sie sich auf den nächsten Winter vorbereiten können. Unabhängig davon, ob es bald Frieden geben wird oder nicht, wird es einen grossen Bedarf an Unterkünften geben. Laut Yulia Starodubets gibt es zum Beispiel die Vision, in Transkarpatien modulare Häuser zu bauen, in denen Menschen untergebracht und Lebensmittel, Hygienematerialien und andere Dinge gelagert werden könnten. Es gibt eine Reihe von Gesprächen im Blick auf diese, und deren Umsetzung wäre sicherlich eine grosse Chance, Menschen in Not zu helfen. Es wird jedoch eine Herausforderung sein, dieses Projekt schnell genug umzusetzen...
 
Ivana Prochazkova, Superintendentin der EMK in Tschechien, rief die Menschen in den Gemeinden dazu auf, «von Grösserem zu träumen» und Ideen sowohl auf lokaler Ebene als auch in ökumenischer Zusammenarbeit (oder sogar in Zusammenarbeit mit nichtkirchlichen NGOs) zu entwickeln. Einige erste Ideen sind bereits formuliert worden. So gibt es z.B. hochqualifizierte Menschen aus der Ukraine (z.B. medizinisches Personal), die qualitativ hochwertige Sprachkurse benötigen würden. Oder es wurde festgestellt, dass es einen grossen Bedarf bei Menschen gibt, die an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. – Die Idee dieses Aufrufs hat ihre Wurzeln übrigens in der Geschichte: Unmittelbar nach dem Entstehen der EMK in der damaligen Tschechoslowakei wurden Waisenhäuser und Altenheime gegründet, um Menschen in Not zu helfen.
 
Üllas Tankler, Exekutivsekretär für Missionsbeziehungen in Europa und Nordafrika bei der weltweiten Missionsbehörde der EMK, unterstrich kürzlich bei einem Online-Treffen, wie grosszügig die Menschen gespendet hätten – und er fügte an: «Das Geld ist da - und wenn wir damit nur Frieden kaufen könnten, wäre das grossartig.» Doch solange dies nicht möglich ist, engagieren sich Männer und Frauen sowohl in der Ukraine als auch in den Nachbarländern, um Menschen in Not zu helfen. Selbst wenn dies bedeutet, gleichzeitig einen Sprint und einen Marathonlauf zu absolvieren.
 
Quelle: Urs Schweizer, Assistent von Bischof Patrick Streiff, Zürich