Unter den Delegierten an der Generalkonferenz ist auch die methodistische Pfarrerin Yulia Starodubets aus der Ukraine. Sie hat erlebt, wie gut und wichtig es ist, Teil der weltweiten United Methodist Church zu sein.
Die Anreise zur Generalkonferenz, dem obersten Leitungsgremium der United Methodist Church (UMC) – auf Deutsch Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) – war für Pfarrerin Yulia Starodubets aufwendig. Kommerzielle Flugreisen aus der Ukraine sind nach wie vor unmöglich. Ihr Ehemann, Superintendent Oleg Starodubets, fuhr sie daher mit dem Auto nach Budapest. Von dort reiste sie über München weiter nach Charlotte (USA) zur Generalkonferenz, die am 23. April begann und am 3. Mai endet.
Gute Nachricht aus der Politik
Starodubets sagt, sie sei froh, Delegierte der Generalkonferenz für die UMC in der Ukraine und Moldawien zu sein. Am späten Abend des ersten Tages der Generalkonferenz erfuhr sie zudem, dass der US-Senat ein Hilfspaket in Höhe von 95 Milliarden US-Dollar für die Ukraine, Israel und Taiwan bewilligt hatte. Etwa 61 Milliarden US-Dollar gehen an die Ukraine. «Als das Hilfspaket genehmigt wurde, waren wir glücklich», sagt sie. «Viele meiner Freundinnen und Freunde haben auf Facebook gepostet: ‹Gott segne die USA für diese Entscheidung.›»
Doch auch in den USA ist der Krieg in ihrer Heimat nie ganz aus ihren Gedanken verschwunden. Nach ihrer Rückkehr wird sie sich wieder der Arbeit widmen, die sie, ihr Mann und andere Mitglieder und Freunde der UMC in der Ukraine mit Binnenvertriebenen leisten. «Wir haben Mütter von gefallenen Soldaten», sagt sie. «Alle Familien haben ihre eigene Geschichte. Sie alle haben eine Tragödie erlebt.»
Hotel soll Reha-Zentrum werden
Kurz vor ihrer Abreise in die USA erlebte Starodubets einen emotionalen Höhepunkt. Sie, ihr Mann und andere Personen der EMK in der Ukraine – darunter auch der für die Ukraine zuständige methodistische Bischof Christian Alsted aus Dänemark – versammelten sich am 7. April in dem Dorf Kamjanyzja in der Nähe der westukrainischen Stadt Uschhorod, um ein neues methodistisches Zentrum für Binnenvertriebene einzuweihen.
Ein Zuschuss von UMCOR, dem Hilfswerk der weltweiten UMC, in Höhe von 1,5 Millionen Dollar ermöglichte den Kauf eines ehemaligen Hotels, das nach seiner Zertifizierung nicht nur als Unterkunft dienen wird. «Wir sehen es als zukünftiges Rehabilitationszentrum», sagt Starodubets. «Wir wollen Menschen mit physischen und psychischen Traumata dort aufnehmen.»
Inspirierend engagiert
Die Menschen der UMC in der Ukraine haben viele in der weltweiten Kirche mit ihrer Reaktion auf den Krieg inspiriert. Starodubets und ihr Mann haben einen begeisterten Fürsprecher im für Nordeuropa und das Baltikum zuständigen Bischof Christian Alsted. «Sie sind hervorragende und engagierte Führungskräfte», sagt Alsted über die beiden. «Ich habe höchste Bewunderung für sie, wie sie unter diesen Umständen und dem Stress, unter dem sie stehen, ihren Dienst ausüben können.»
Die UMC ist in der Ukraine mit 10 Glaubensgemeinschaften nach wie vor klein. Aber Alsted sagt, dass eine andere Kirche ausserhalb von Kyiv darum gebeten habe, der UMC beitreten zu dürfen. In Berlin entstehe zudem eine neue methodistische Gemeinde für Personen, die aus der Ukraine geflüchtet sind.
Regionalisierung und Autonomie
Auf der Generalkonferenz unterstützte Yulia Starodubets die «Regionalisierung», einen der wichtigsten Tagesordnungspunkte. «Die Regionalisierung wird es uns ermöglichen, nach unserem Glauben und unserer Kultur zu leben und dennoch in Verbindung zu bleiben», sagte sie.
Eine Entwicklung an der Generalkonferenz hat dazu geführt, dass Starodubets Fragen beantworten musste. Am 25. April genehmigten die Delegierten, dass vier Jährliche Konferenzen in Eurasien unter der Leitung des russischen Bischofs Eduard Khegay zu einer autonomen methodistischen Kirche werden. Die Veränderungen werden im nächsten Jahr wirksam.
Die Kraft der Verbundenheit
Die Ukraine gehörte zu Bischof Khegays Gebiet, wurde aber im April 2022 unter die Aufsicht von Bischof Alsted gestellt, da der Krieg zu Spannungen geführt hatte. Nicht alle an der Generalkonferenz sind sich darüber im Klaren. «Viele Leute haben mich gefragt: ‹Geht ihr weg?› Nein, das tun wir nicht. Wir sind und bleiben Teil der United Methodist Church», sagt Starodubets.
Bischof Alsted hat gesehen, wie sich diese Identifikation verstärkt hat. «Ich denke, was sie in diesem Krieg erlebt haben, die Unterstützung, die sie von der UMC erhalten haben, nicht allein durch UMCOR, sondern auch durch eine Reihe von Kirchen und Einzelpersonen – das hat einen grossen Eindruck hinterlassen», sagt er. Egal, ob es um die EMK in den beiden Nachbarländern Ungarn und Rumänien geht, um die gesamteuropäische Solidarität innerhalb der EMK oder um die weltweite Dimension der UMC: «Sie haben plötzlich erfahren, dass eine ganze Denomination hinter ihnen steht. Sie erlebten die Kraft der Verbundenheit.»
Autor: Sigmar Friedrich / Quelle: Sam Hodges, UM News
Beitragsbild: Pfarrerin Yulia Starodubets (Mitte) stimmt während der Generalkonferenz der Methodisten in Charlotte, USA, über eine Vorlage ab. Starodubets ist Delegierte für die Ukraine-Moldawien-Konferenz. (Foto: Mike DuBose, UM News)